Anfang vom Ende
geschrieben von Billa
Wann ist etwas zu Ende? Wenn Silvester die Korken knallen und ein neues Jahr beginnt? Wann ist eine Impro-Szene auserzählt? Man fängt sie an, entwickelt sie weiter und will irgendwann ein Ende. Arbeitet regelrecht drauf hin. Eigentlich wollen wir Impro-Spieler doch im Moment sein (auch im Leben, also nicht ans Ende denken, denn das Ende kommt sowieso und alles hat ja bekanntlich ein Ende). Impro-Spieler lieben das Ungewisse, behaupten sie. Lieben es, nicht zu wissen was sie tun, behaupten sie. Wollen am Ende aber doch alles fertig erzählt haben, und zwar genau so, wie sie denken, dass das das Ende ist.
Spannend ist, wenn man es sich zur Aufgabe macht, das Ende so stehen zu lassen, dass es kein Black und keine wilde Geste („…und black“) von außen braucht. Es als Spieler mitzubekommen: hier ist Ende, und dann selbstbestimmt auszuhalten, dass es das war. Vielleicht bleibt manches unerzählt. Aber lieben wir nicht die Enden, die offen sind und ist es nicht schön, wenn man dem Zuschauer seine eigene Phantasie lässt?
Ich sage nicht: lass alles laufen, das Ende kommt von selbst. Ich sage: wenn es kommt, sieh es und setze dich dafür ein, dass es kommt. Akzeptiere das Ende und schenk ihm Aufmerksamkeit und Respekt. Halte es aus, dass nichts mehr zu tun ist. Das erfordert Mut. Und Vertrauen in die eigene Intuition, mitzubekommen, dass etwas vorbei ist. So entstehen in der Improvisation oft überraschende Enden, mit denen keiner gerechnet hat. Autoren sitzen oft jahrelang daran, ein solches überraschendes Ende zu kreieren. Bei einer Impro passieren uns diese magischen Momente manchmal einfach so. Sie als solche zu erkennen, setzt viel Wachheit und Akzeptanz im Spiel voraus. Und wie gesagt, Mut.
In diesem Sinne: bringt die Sachen mutig zu Ende, schon zum Jahresanfang! Alles Liebe!
Ende vom Ende