Neugier
geschrieben von Christoph
Komisch, das Wort „gierig" hat einen sehr negativen Klang, „neugierig“ ist dagegen vorwiegend positiv besetzt. Man könnte also schlussfolgern: Gier an sich ist nichts Schönes, es sei denn, man giert nach dem Unbekannten. Das trifft auf Impro eigentlich immer zu, denn die Lust darauf, etwas neu zu entdecken, ist Voraussetzung fürs Spielen vom Theater mit offenem Ausgang, und je mehr ich mich aufs Glatteis wage, desto mehr Erfahrungen werde ich machen.
Diese Neugier kann sich auf sich selbst beziehen - ich gehe auf die Bühne und bin mal neugierig, wie ich reagiere, obwohl ich gar nicht weiß, was kommt. Und auf den Partner - was hast Du da in der Hand? Wie lange studierst Du schon Mathe? Deine Neugier bringt die Geschichte voran!
Bei unserem internationalen Festival, der IMPRO (13.3.-22.3.), haben die Kolleginnen und Kollegen, die aus 12 Ländern anreisen, quasi gar keine Chance, nicht neugierig zu sein. Mut ist dabei der ständige Begleiter der Neugier, denn auch ein erfahrener Spieler und eine erfahrene Spielerin brauchen Mut, z.B. in einer fremden Sprache zu improvisieren. Also MUSS die Neugier größer sein als die Angst, denn nur dann kann eine Kommunikation mit den anderen Akteuren, die ja zu 3/4 vor demselben Problem stehen, nämlich keine English Native Speaker zu sein, stattfinden. Neugier braucht aber auch das Publikum: darauf, einem kolumbianischen Improspieler ohne Worte oder einer italienischen Kollegin mit besonders vielen Worten zuzusehen.
Also: seid gierig auf Neues, bei anderen und bei Euch.